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GAEB, IFC und MMC in wingaebxml

Leistungsverzeichnisse mit BIM-Modellen: Mit der 2023 verabschiedeten DIN 18290-2:2023-11 wurde im Markt das neue MMC-Format (BIM-LV-Container) etabliert. Dieses Format ermöglicht es, eine Verbindung zwischen Positionen in einem GAEB-Leistungsverzeichnis und Bauteilen in einem IFC- Bauwerksinformationsmodell herzustellen.

Begriffsklärung

Für ein besseres Verständnis werden nachfolgend einige Begriffe aus dem Umfeld von BIM in der Ausschreibungsphase bzw. von Bauwerksinformationsmodellen in der eVergabe geklärt.

GAEB

Die Abkürzung GAEB steht für Gemeinsamer Ausschluss Elektronik im Bauwesen welcher im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) in Bonn angesiedelt ist. Der GAEB fördert als Interessengemeinschaft aller am Bau Beteiligten seit den 1980er Jahren die gemeinsame digitale Sprache im Bauwesen. Hierfür stellt der GAEB Regeln für den Datenaustausch u.a. von Leistungsverzeichnissen und Angebotsdaten auf und hat die in der elektronischen Vergabe genutzten GAEB-Datenaustauschphasen und Dateiformate etabliert. Ab GAEB DA XML 3.3 spielt auch BIM eine Rolle im GAEB-Datenaustausch.

Die Website des GAEB erreichen Sie unter https://www.gaeb.de.

wingaebxml unterstützt die folgenden GAEB-Datenaustauschphasen und Dateiarten:

 

Von wingaebxml unterstütze GAEB-Datenaustauschphasen und Dateiarten

 

Übersicht der GAEB-Datenaustauschphasen

BIM

BIM steht für die englische Bezeichnung „Building Information Modeling“ zu Deutsch „Bauwerks­daten­modellierung“. BIM beschreibt eine Arbeitsmethode, bei der Bauwerksdaten digital modelliert werden, um so eine vernetzte Planung zu ermöglichen. Die BIM-Planungsmethode erstreckt sich über alle Lebenszyklusphasen eines Bauwerks – von Planung über Bau, Betrieb bis hin zur Revitalisierung bzw.  Abbruch. BIM unterstützt die Durchführung von Bauarbeiten und die Bewirtschaftung von Bauwerken durch einen sogenannten „digitalen Zwilling“ (Bauwerk als visualisierbares, virtuelles Modell).

Neben der internationalen nichtstaatlichen, non-Profit Organisation buildingSMART bietet buildingSMART Deutschland die Möglichkeit, sich als Mitglied an der BIM Standardisierung auf nationaler und internationaler Ebene zu beteiligen (https://www.buildingsmart.de/).

 

Definition von BIM gemäß Stufenplan des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMDV)

„Building Information Modeling bezeichnet eine kooperative Arbeitsmethodik, mit der auf der Grundlage digitaler Modelle eines Bauwerks die für seinen Lebenszyklus relevanten Informationen und Daten konsistent erfasst, verwaltet [=Informationsmanagement] und in einer transparenten Kommunikation zwischen den Beteiligten ausgetauscht oder für die weitere Bearbeitung übergeben werden.“

IFC

Die Anfänge der 3D Planung dienten zum größten Teil der Visualisierung von Gebäuden. Darauf basierend hat sich über Jahrzehnte die BIM-Planungsmethode im Hoch- und Tiefbau entwickelt. Das IFC-Format ist daraus als strukturiertes Datenmodell zum BIM-Datenaustausch im Bauwesen hervorgegangen (Bauwerks­informations­modell nach DIN EN ISO 16739-1).

Ein Bauwerksinformationsmodell enthält neben den geometrischen Daten auch Informationen zur Beschaffenheit und den Eigenschaften von Bauteilen.

Die internationale nichtstaatliche, non-Profit Organisation buildingSMART definiert das Austauschformat IFC (Industry Foundation Classes). Dieses Datenmodell ermöglicht es den an einem Bauprojekt Beteiligten über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks und über alle Gewerke Informationen zur Verarbeitung in verschiedenen Softwareanwendungen auszutauschen.

Das IFC-Format hat in der Planung über die letzten Jahre immer mehr Verbreitung gefunden. Es ist zu erwarten, dass es auch in die Vergabephase Einzug halten wird, z.B. über das bereits von wingaebxml 6 unterstütze Format MMC (MultiModel-Container/ BIM-LV-Container).

Vertiefende Informationen finden Sie auf der Website von buildingSMART:
https://www.buildingsmart.de/bim-knowhow/standards-standardisierung

MMC (BIM-LV-Container)

Die Standardisierung des MMC-Formats ist aus einer Initiative von Dr. Schiller & Partner GmbH Dynamische BauDaten (DBD) zur Entwicklung eines Containerformates entstanden. Die Normierung des Formatstandards findet im DIN-Ausschuss „BIM-Datenaustausch“ statt. Im November 2023 wurde die DIN 18290 mit dem Titel „Verlinkter BIM-Datenaustausch von Bauwerksinformationsmodellen mit weiteren Fachmodellen“ veröffentlicht.

Im Wesentlichen ist eine MMC-Datei – im Markt auch bekannt als „BIM-LV-Container“ – nichts anderes als ein ZIP-Archiv welches vier Typen von Dateien enthält:

  • Metadatendatei (MultiModel.xml), das eigentliche „Inhaltsverzeichnis“ des ZIP-Archivs.
  • Ein oder mehrere Link-Modelle (XML-Dateien), die die Beziehung zwischen Daten der Bauwerksmodelle und Positionen oder Mengen im Leistungsverzeichnis herstellen.
  • Ein oder mehrere Bauwerksinformationsmodelle (IFC-Dateien), welche neben den geometrischen Daten auch Informationen zur Beschaffenheit und den Eigenschaften von Bauteilen enthält (à siehe IFC).
  • Eine oder mehrere GAEB-Dateien (Leistungsverzeichnisse der Formate *.x81, *.x82, *.x83, *.x86 und ggf. Angebote *.x84, *.x85) (à siehe GAEB).

 

Schematische Darstellung des MMC-Containerformats

 

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Website von DBD:
https://www.dbd.de/news/bim-lv-container-ist-din-norm/

Verlinkung des Leistungsverzeichnisses (GAEB) zum Gebäudeinformationsmodell (ICF)

Grundsätzlich gibt es zwei Optionen, um die Verbindung zwischen einem (oder mehreren) GAEB-Leistungsverzeichnis und einem (oder mehreren) IFC-Gebäudeinformationsmodell herzustellen.

Option 1: BIM-LV-Container (MMC)

BIM-LV-Container (MMC) nach DIN 18290-2:2023-11
(unterstützt ab wingaebxml 6)

Es gibt bereits eine Reihe von Software-Anwendungen, die den BIM-LV-Container (MMC-Format) nach DIN 18290-2:2023-11 unterstützen. Zum aktuellen Zeitpunkt erweckt es den Eindruck, dass das MMC-Format gegenüber der „Direktverlinkung“ (siehe unten) im Markt favorisiert wird. Dies hat auch uns bewogen, das MMC-Format mit Einführung von wingaebxml 6 zu unterstützen.

Im Detail stellt sich die Verknüpfung der im BIM-LV-Containerformat (MMC) enthaltenen vier Dateitypen (Metadatendatei, Link-Modell, Bauwerksinformationsmodell, GAEB-Datei) dar, wie in der Abbildung auf der linken Seite gezeigt (für eine Vollansicht der Grafik hier klicken).

Option 2: „Direktverlinkung“

„Direktverlinkung“ zwischen GAEB-Leistungsverzeichnis und IFC-Datei

Neben der Entwicklung und Normierung des MMC-Formats bietet auch das GAEB-Format ab GAEB DA XML 3.3 die Möglichkeit der „Verheiratung“ von GAEB-Leistungsverzeichnis und IFC-Bauwerksinformationsmodell. Obwohl die Vorstellung charmant ist, Elemente des IFC-Bauwerksinformationsmodells direkt aus einer LV-Position oder LV-Menge heraus anzusteuern findet diese Möglichkeit noch wenig Umsetzung in den gängigen GAEB-Anwendungen. Das Zögern im Markt hat uns veranlasst, die Implementierung der „Direktverlinkung“ erst in einem nächsten Entwicklungsschritt anzugehen.

Die Abbildung auf der rechten Seite stellt die „Direktverlinkung“ zwischen einem GAEB-Leistungsverzeichnis und einer IFC-Datei schematisch dar (für eine Vollansicht der Grafik hier klicken).

Schlussbetrachtung

Für uns als Softwareentwickler wie auch für unsere Anwender ist es noch unklar, wie sich das Thema BIM in der Ausschreibungsphase entwickeln wird. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, BIM im bestehenden Lizenzmodell unterzubringen und betrachten die Integration eines IFC-Viewers in wingaebxml 6 als einen ersten Einstieg in das Thema BIM.

Unser Entwicklungsteam ist gespannt, wie sich das MMC-Format und die „Direktverlinkung“ im Markt etablieren werden. Wir gehen davon aus, dass die Praxis an beide Formate noch Anforderungen stellen wird. Als Resultat erwarten wir eine Verfeinerung und Erweiterung der Funktionalität.

Wir bleiben dran und nehmen Sie mit!

 

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